Macht Mobbing unsere Kinder krank?

Macht Mobbing unsere Kinder krank?

Mobbing im Kindes- und Jugendalter ist eine Erfahrung, die die Meisten von uns machen mussten, oder zumindest bei anderen mitbekommen haben.
Was löst Mobbing bei den betroffenen Kindern und Jugendlichen aus?
Wie wirken sich solche Erfahrungen auf die Entwicklung der Betroffenen aus und welchen Schaden kann so etwas auch im späteren Leben noch mit sich ziehen?
Zudem stellt sich häufig die Frage, ob es Kinder und Jugendliche gibt, die eher von Mobbing betroffen sind als andere. Gibt es Lebensumstände, welche das Mobbing begünstigen können?

Doch worüber sprechen wir eigentlich, wenn wir von „Mobbing“ reden? Bis heute gibt es keine allgemeingültige Definition für Mobbing. Die Organisation „Zeichen-gegen-Mobbing“ beschreibt Mobbing auf ihrer Internetseite wie folgt: „Demnach beschreibt Mobbing die absichtliche Ausübung verschiedener Gewaltformen zum Schaden einer einzelnen Person. Die Gewalt kann dabei immer sowohl körperlicher als auch seelischer Art sein.“ (vgl. https://zeichen-gegen-mobbing.de/definition , 03.2024).

Zusätzlich zu dieser Definition bestimmt die Organisation 5 Merkmale, anhand derer man erkennen kann (und sollte), wann Betroffene Hilfe und das Einschreiten Erwachsener benötigen. Es wird hier von 

Mobbingerfahrungen von Kindern und Jugendlichen nehmen mit der Zeit zu und bekommen durch das Internet nochmal eine andere Dynamik und Belastung. Durch das sogenannte Cyber-Mobbing haben Kinder und Jugendliche häufig nicht einmal zu Hause ihre Ruhe, sondern müssen sich den Schikanen anderer durch Nachrichten, Videos oder Ähnlichem weiter aussetzen. Es ist absolut unerlässlich, dass Erwachsene (Eltern, Familie, LehrerInnen, BetreuerInnen, ErzieherInnen, ÄrztInnen, TrainerInnen etc.) im Leben der Kinder und Jugendlichen höchst aufmerksam bei dem Thema Mobbing sind und bei Verdacht handeln. Kinder und Jugendliche sollten bei diesen Erfahrungen wissen und spüren, dass sie nicht alleine sind und dass ihnen geholfen werden kann. Denn die Folgen von Mobbing sind breit gefächert und für die Leidtragenden eine zusätzliche enorme körperliche sowie seelische Belastung. 

Unter mögliche Folgen zählen u.A.: Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Nervosität, Depressionen, Angstreaktionen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Störungen, Selbstwertkrisen, Tinnitus, Albträume, Abhängigkeit von Substanzen bis hin zur Suizidalität (vgl. https://www.mediankliniken.de/de/behandlungsgebiete/psychosomatik/mobbing/folgen/,03/2024).

Diese Folgen von Mobbing können bereits nach kurzen Mobbingerfahrungen auftreten und reichen unter Umständen bis ins Erwachsenenalter. Hier ist es dann sehr wichtig, dass die erwachsenen Personen im Umfeld der Kinder/ Jugendlichen aufmerksam und ansprechbar sind, dass sie handeln und sich für Betroffene einsetzen und dass sie bereits vor den möglichen Mobbingsituationen aufmerksam sind und Spannung zwischen Kindern/Jugendlichen erkennen, einschätzen, reagieren und moderieren.

An dieser Stelle kann beispielsweise berücksichtigt werden, dass es Lebensumstände gibt, die Mobbing erfahrungsgemäß begünstigen können. Wenn Erwachsene hier aufmerksam sind, können Mobbingsituationen frühzeitig verhindert werden. Wenn Kinder/ Jugendliche bspw. „besondere“ äußere Merkmale haben, den aktuellen modischen Standards nicht entsprechen (können/ wollen), oder das häusliche Umfeld nicht der „Norm“ entspricht kann es sein, dass sie eher mit Mobbing konfrontiert werden, als andere.

Auf den letzten Punkt möchte ich gerne folglich etwas näher eingehen. Mein Name ist Stephanie Hilbig, ich bin Sozialarbeiterin und arbeite seit mittlerweile fast 13 Jahren in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Einem sogenannten „Kinderheim“. Der Begriff ist zwar ziemlich veraltet, ich füge ihn aber dennoch häufig in angedeuteten Anführungsstrichen an, wenn ich merke, dass mein Gegenüber mit der Begrifflichkeit „Stationäre Kinder- und Jugendhilfe“ nichts anfangen kann. In meiner Arbeit musste ich über die Jahre hinweg immer wieder die Erfahrung machen, dass Kinder und Jugendliche die in der stationären Kinder- und Jugendhilfe (also in bspw. Wohngruppen) leben, häufig Mobbing erfahren, weil sie nicht zu Hause leben können. „Ich habe wenigstens Eltern die mich lieben!“, „Du bist assi!“, „nicht mal deine Mama hat dich lieb.“, sind nur einige der Aussagen mit denen sich die BewohnerInnen der stationären Kinder- und Jugendhilfe auseinandersetzen müssen.

Besonders schlimm an diesen Situationen ist vor allem die Tatsache, dass die Kinder/ Jugendlichen nichts für ihre Lebenssituation können und dass all die Sätze die in den Mobbingsituationen fallen, aus Unwissenheit und aus Vorurteilen der stationären Hilfe gegenüber geäußert werden. Ich habe in meiner Zeit als Sozialarbeiterin die Erfahrung gemacht, dass Aufklärung hier am ehesten hilft und unsere Kinder und Jugendlichen schützen kann. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden ein Buch über die Thematik zu schreiben. „Pass bloß auf, sonst kommst du ins Heim!“, ist ein Buch über die Vorurteile gegenüber Kindern, Jugendlichen, Familien und Mitarbeitenden, die in der stationären Hilfe leben oder arbeiten. Mit diesem Buch möchte ich, in einfacher Sprache, ohne wissenschaftlichen Anspruch und aus absolut subjektiven Erfahrungen heraus, Aufklärungsarbeit leisten. Ich möchte den Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben und einen Teil dazu beitragen, dass zumindest dieser Bereich kein Grund mehr für Mobbing ist und Kinder und Jugendliche wieder stolz darauf sein können, wer sie sind, woher sie kommen und was sie im Leben geschafft haben, ganz egal wo ihr Lebensort ist.

Demzufolge hat Mobbing mit der Gesundheit unserer Kinder sehr viel zu tun. Zu oft lassen wir die weitreichenden Einflüsse solcher psychischen Belastungen “unter den Tisch” fallen und widmen uns ihnen nicht ausreichend. Haben Sie das Gefühl, ihr Kind wird gemobbt? Hat es dadurch schon körperliche Beschwerden und Sie fühlen sich überfordert mit dem Umgang mit dem Thema? Sie finden unter anderem hier Hilfe:

Nummer gegen Kummer:
Telefonische Beratung für Kinder und Jugendliche: 0800 1110333

Telefonische Beratung für Eltern: 0800 1110550

Zeichen gegen Mobbing: https://zeichen-gegen-mobbing.de/hilfe