Vor Kurzem habe ich in der Zeitung lesen müssen, dass meine “Stamm-Apotheke” schließen wird. Ich war schockiert und als ich mit meinem Team darüber sprach, war ich nicht alleine mit meinem Frust, meiner Entrüstung und meiner Sorge.
Als Ergotherapeutin stehe ich täglich mit meinem Team in Kontakt mit Menschen, die aufgrund gesundheitlicher Herausforderungen Unterstützung benötigen. Daher betrachte ich mit großer Besorgnis den anhaltenden Trend des Verschwindens von Apotheken oder auch Sanitätshäusern in Deutschland.
Ein Grund, den die Apotheke für ihre Schließung angab, war der wachsende Onlinehandel. Es ist zweifellos eine Tatsache, dass viele Verbraucher ihre Arzneimittel zunehmend online bestellen, sei es aus Bequemlichkeit oder aus finanziellen Gründen. Doch dieser Grund allein kann nicht das ganze Bild erklären. Es gibt weitere Faktoren, die zur Schließung von Apotheken und Dienstleistern der Gesundheitsbranche beitragen und die nicht ignoriert werden sollten.
Die Gesundheitsbranche steht vor einer großen Herausforderung, nämlich der Balance zwischen technologischem Fortschritt und menschlicher Fürsorge. Der Onlinehandel mag zwar die Bequemlichkeit erhöhen, aber er kann niemals die menschliche Interaktion und das Einfühlungsvermögen ersetzen, die z.B. eine Apotheke um die Ecke bieten kann. Insbesondere für vulnerable Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen oder Menschen mit chronischen Erkrankungen ist der persönliche Kontakt mit einem Apotheker von entscheidender Bedeutung.
In einer Apotheke “um die Ecke” kann man nicht nur Medikamente kaufen, sondern auch auf die Expertise und Erfahrung von Apothekern zählen, die ihre Kunden persönlich kennen und individuelle Ratschläge geben können. Diese persönliche Beratung ist in Zeiten von Onlinekäufen und Selbstmedikation von unschätzbarem Wert. Ohne den direkten Zugang zu einem Apotheker und anderem Fachpersonal könnten Menschen dazu neigen, ihre Gesundheitsprobleme selbst zu behandeln oder Medikamente falsch anzuwenden. Dies könnte zu schwerwiegenden Folgen führen, einschließlich unerwünschter Arzneimittelinteraktionen, falscher Dosierungen oder verzögerter medizinischer Behandlungen. Krankenhäuser mahnen seit langem wegen der enormen Belastung – wo sollen wir denn jetzt hin, wenn es keine Nachtdienst-Apotheke in der Nähe gibt? Hinzu kommen fehlende Arztpraxen auf dem Land, Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten wie Paracetamol, Antibiotika….das Problem wird immer vielschichtiger, je länger ich darüber schreibe.
Als Ergotherapeutin sehe ich täglich, wie wichtig es ist, dass Menschen Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung haben, die über den reinen Verkauf von Medikamenten hinausgeht. Hausapotheken sind eine unverzichtbare Ressource in unserer Gemeinschaft, und es liegt in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass sie erhalten bleiben. Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass die persönliche Beratung in der Gesundheitsbranche nicht ausstirbt.
Es ist daher an der Zeit, dass wir uns als Gesellschaft der Bedeutung von Hausapotheken und anderen Gesundheitsdienstleistern bewusst werden und Maßnahmen ergreifen, um ihre Existenz zu schützen. Dies könnte durch staatliche Unterstützung für lokale Apotheken, die Förderung von Gesundheitsaufklärung und die Schaffung von Anreizen für persönliche Beratung erreicht werden.
Darf ich Sie Fragen, liebe Leserin und Leser, wie es um ihre Apotheke in der Nachbarschaft bestellt ist? Was können und wollen Sie beitragen, dass diese weiter überlebt? Haben Sie Vorschläge für mich, für uns, für dieses Netzwerk an Gesundheitsdienstleistern?
Ich freue mich über jeden Brief und jeden Vorschlag. Denn die Gesundheitswelt ist genau dafür da – für den Austausch und das Miteinander.